
Ein Review von Yann/ Luftwolf
Test der „Sharkoon S90 RGB White“ All-In-One CPU-Kühlung. 1
Teil 1: Die Verpackung & ihr Inhalt. 2
Teil 2: Ein Blick auf die Einzelteile. 3
Teil 6: Mein ganz objektiv subjektives Fazit. 7
Ich erhielt dieses Testmuster im Zuge eines Gewinnspiels des PCHMG kostenlos für ein Review. Unabhängig davon äußere ich hier meine Meinung so objektiv, als hätte ich sie zum UVP gekauft.
Meine alte AiO hatte sich leider vor kurzem verabschiedet, daher nahm ich an diesem Gewinnspiel teil. Das führte dazu, dass eine weiße AiO in einem ansonsten schwarzen Rechner gelandet ist. Ich bitte auch den Staub der vergangenen knapp 5 Jahre in meinem PC zu entschuldigen.
Mein Test- und Arbeitssystem:
Ich wünsche viel Spaß bei der folgenden Lektüre!
Die AiO kam, gut verpackt, in dieser relativ schlichten Schachtel an. Das Bild sagt bereits alles Nötige: Es handelt sich um eine weiße 360mm All-In-One Wasserkühlung aus dem Hause Sharkoon. Und – wie heutzutage schon mehr oder weniger üblich – leuchten sowohl die drei 120mm-Lüfter, als auch die Pumpe selbst. Mehr gibt es eigentlich gar nicht dazu zu sagen, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Scherz beiseite.
Das Set befand sich in einer Verschalung aus Pappe, allerdings war fast alles noch in separaten Tüten verpackt.
Zum Inhalt der Schachtel:
Was mich an der Verpackung am meisten interessiert ist doch: würde das Produkt eine unsanfte Reise in diversen Beförderungsmitteln überstehen? Oder den berühmten „Wurf des Päckchens auf die Treppe?“ – soll ja schon mal vorgekommen sein!
Ja, ich denke, dieses Päckchen hätte man vermutlich auch aus dem fahrenden Transporter werfen können.
Aber bitte nicht ausprobieren! 😉
Als Erstes fiel mir die Wärmeleitpaste ins Auge, da ich eigentlich mit einem vorinstallierten Pad gerechnet hätte. Die kleine Spritze für eine einmalige Anwendung besaß kein Label und wurde im Handbuch auch nicht näher spezifiziert. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass es sich hierbei um eine eher preiswerte als hochwertige Paste zu handeln schien, nämlich die DOWSIL™ TC-5888. Doch erfahrungsgemäß sollte sich der Unterschied im Bereich von 1-2°C bewegen, sodass ich mir da keine Sorgen machte.
Die Lüfter waren da schon spannender, da sie über doppelte Verbindungskabel verfügten. Das bedeutete, dass man sie in Reihe schalten konnte, anstatt jeden Radiator einzeln an Lüftersteuerung und RGB-Anschluss stöpseln zu müssen. Um genau zu sein, handelt es sich um ARGB – den digitalen Standard, um LEDs einzeln ansteuern zu können.
Allerdings hatten die RGB-Stecker offenbar proprietäre Formate, die man auch gar nicht direkt ans Board hätte anstecken können. Dadurch schied ein Einsatz einzelner Lüfter im Gehäuse vorerst aus, sollte die Pumpe eines Tages den Geist aufgeben.
Bei der Vielzahl der Tüten war ich zuerst etwas verärgert: muss das heutzutage wirklich sein?
In diesem Fall muss ich ganz klar sagen: JEIN.
Zum einen befanden sich in drei unbeschrifteten Tüten die Schrauben für die Lüfter. Hätte man auch in eine einzelne Tüte packen können, aber vermutlich war das eine logistische Entscheidung, da die S70 & S80 Varianten ja nur mit zwei Lüftern ausgestattet werden.
Bei den beschrifteten Tüten mit Abstandshaltern allerdings wurde schnell deutlich, dass man je nach Sockel nur EINE der Tüten benötigen würde. Den Rest hebe ich natürlich auf, für alle Fälle.
Positiv hervorzuheben sind wiederum die beidseitigen Gumminoppen in allen Ecken der Lüfter, mit denen man etwaige Vibrationen vom Gehäuse abschirmen kann. Das sollte für mehr Laufruhe sorgen, obwohl hochwertige Lüfter heutzutage eigentlich kaum noch nennenswerte Vibrationen erzeugen sollten. Aber warten wir den Praxistest am Ende des Berichtes ab, ob es sich wirklich auszahlt.
Zuerst schraubte ich die Lüfter an den Kühlkörper. Die Anleitung sah vor, dass man die Luft ausschließlich nach außen durch die Rippen blasen lassen und an der Gehäuseoberseite anbringen sollte – was in meinem Falle auch gar nicht anders gegangen wäre. Falls man die AiO allerdings an der Vorderseite des Gehäuses anbringen wollte, müsste man die Lüfter ggf. umdrehen.
Die Luft- und Drehrichtung wird mit kleinen Pfeilen auf der Seite jeden Lüfters angezeigt, falls man sich unsicher sein sollte. Es gilt aber für gewöhnlich die Regel, dass sich das jeweilige Firmenlogo auf der Seite des Lüfters befindet, die später auch am wahrscheinlichsten durch die Gehäusescheibe zu sehen wäre. Und das ist (üblicherweise mit Ausnahme der Front des Gehäuses) die Seite, von der Luft angesaugt wird.
Anschließend verband ich deren Kabel zur Daisy-Chain. Richtig schön wäre es an der Stelle gewesen, hätte Sharkoon das über Steckverbindungen zwischen den Lüftern gelöst, aber vermutlich haben sie schlicht nicht das passende Patent dafür. Nun gut, die paar Kabel bekomme ich auch noch unter.
Natürlich musste ich zuerst in meinem alten Rechner die defekte Kühlung entfernen. Hierbei hatte ich das Glück, über ein vernünftiges Gehäuse zu verfügen, bei dem man dafür das Board nicht komplett herausnehmen musste.
Auf der Vorderseite des Mainboards wurden Abstandshalter auf Gumminoppen aufgesetzt – vermutlich wieder, um die Vibrationen des Motors (der Pumpe) etwas abzumildern.
Jetzt wurde es Zeit, die alte CPU herauszunehmen und zu reinigen. Ich gebe zu, ich mag diesen Schritt am wenigsten bei der Installation einer neuen Kühlung. Das heißt nein, eine Sache mag ich noch weniger: Die frische Paste gleichmäßig aufzutragen. Ich gehöre zur Fraktion der „Streicher“ – ich versuche, den Metallkorpus möglichst gleichmäßig zu bedecken. Die Paste war ziemlich zäh und klebrig, haftete allerdings an so ziemlich allem, außer der Metalloberfläche der CPU. Ich saute ein Taschenmesser und einen Back-Spatel aus der Küche ein. (Erzählt das bloß nicht meiner Frau!)
Jetzt noch die Schutzfolie von der Kupferseite der Pumpe entfernen und los geht’s!
Die neue, metallene Manschette für die Rückseite war schnell angebracht und machte einen deutlich wertigeren Eindruck, als die alte aus Plastik, bei der zuvor auch eine Ecke abbrach. Praktischerweise sind die Ösen, die man durch das Mainboard führen muss, auf vier verschiebbaren Endstücken angebracht, sodass man praktisch alle halbwegs aktuellen INTEL-Sockel (LGA 1366, 1700, 115x, 1200) mit dieser Kühlung ausrüsten können sollte.
Es sollte sich herausstellen, dass das Glattstreichen der Wärmeleitpaste in diesem Fall womöglich nicht die schlaueste Idee gewesen war.
Denn die Pumpe wurde nicht einfach aufgesetzt. Nein, zuerst wurde die runde Manschette halb lose auf die Abstandhalter gesetzt und dann die Pumpe unter die Manschette „geschraubt“. Man musste sie um einige Grade bis zum Einrasten unterhalb der Manschette drehen, bevor man diese – wie gewohnt über Kreuz und damit möglichst gerade – festziehen konnte. Dadurch dürfte ich eine ziemliche Schmiererei auf der CPU und der Halterung verursacht haben, da ich leider weder richtig nachgedacht noch nachgelesen hatte. Nun ja, damit darf sich mein Zukunfts-Ich eines möglichst fernen Tages herumschlagen…
Auch sollte man sich im Klaren sein, wo die Anschlüsse der Pumpe am Ende liegen sollen. In meinem Fall mussten die Schläuche von der Vorderseite des Gehäuses bis unter die CPU geführt werden. Und natürlich sollte es am Ende einigermaßen gerade aussehen.
Apropos gerade: Sharkoon hat der Oberseite der Pumpe ja eine Beleuchtung mit Logo spendiert. Und das darf natürlich nicht schief erstrahlen! Daher entscheid man sich, oben einen Drehkranz anzubringen, sodass man das Logo unabhängig von der Einbaurichtung der Pumpe optimal ausrichten könnte. Da mir dieses Logo allerdings ziemlich unbekannt und damit relativ schnurz war, verzichtete ich auf die korrekte Justierung. Zu guter Letzt musste noch die Schutzfolie von der Oberseite der Pumpe entfernt werden.
So, die Stunde der Wahrheit war gekommen: hatte ich an alle Kabel gedacht? Habe ich nicht versehentlich einen Pin im CPU-Sockel gekillt? Oder geht meine CPU spontan in Flammen auf?
Nein, das System startete auf Anhieb und zeigte mir seine leuchtende Pracht!
Allerdings nur einfarbig und während des Bootens. Denn leider hat meine Asus-Software (mal wieder) beschlossen, keines meiner RGB-fähigen Geräte zu erkennen. Damit blieb der Rechner dunkel, mit Ausnahme der Grafikkarte und des Gehäuses – denn diese funktionieren auch ohne Software.
So konnte ich weder die Lichteffekte der jeweils 12 LEDs in den Lüftern testen, noch irgendeine Aussage zum Coolnessfaktor des RGB treffen. Aus diesem Grund habe ich an der Stelle auf das finale Bild meines modernisierten Rechners verzichtet. Vielleicht kann ich es eines Tages nachreichen, wenn ich diese vermaledeite Software („Armoury Crate“, sie möge in der Hölle schmoren) bezwungen habe.
Bitte verzeiht mir.
So, nun setzte ich im BIOS wieder meine üblichen Settings, wie ich sie zu Zeiten meiner alten AiO wählte, als diese noch am Leben gewesen war. Die CPU läuft wieder auf vollen 5GHz, anstatt der gedrosselten 3,6 – 4,3GHz. Ich muss dazusagen, dass ich seit einem Zwischenfall ein wenig unentspannt war und meine CPU-Temperaturen immer im Auge behielt. Daher wusste ich, ab welcher Frequenz es zu Instabilität oder Drosselung kam. Ja, auch das Nachfüllen der alten AiO half damals nicht mehr.
Stichwort Nachfüllen: leider verliert jede AiO im Laufe der zeit Kühlflüssigkeit. JEDE. Bei diesem Modell kann man allerdings nicht einfach einen Stutzen aufschrauben und z.B. destilliertes Wasser nachfüllen, um die Lebensdauer zu verlängern! Es befindet sich zwar ein Stutzen am Kühlblock, allerdings wurde dieser versiegelt und würde somit zum Erlöschen der Garantie führen. Sollte der Wasserstand vor Ablauf der Garantie zu stark gesunken sein, müsste man das Gerät wohl reklamieren.
Aber jetzt zum eigentlichen Test!
Als Benchmarks und Stabilitätstests wählte ich mehrere Durchläufe von:
Alles lief wieder, wie früher. Na ja, nicht ganz – schließlich hatte ich mein System in den vergangenen vier Jahren schon ein wenig zugemüllt. Die Scores fielen also etwas niedriger aus, als damals. Macht aber nichts, es handelte sich nur um geringe Verluste.
Die Temperatur lag in etwa im Bereich der vorherigen AiO, im Idle bei ~32°C und unter Volllast bei ~77°C. Ja, dieser Prozessor war ein Meilenstein der Kochplattenindustrie!
Leider musste ich jedoch feststellen, dass die Lüfter deutlich hörbarer sind, als die alten „Silent Wings“ von beQuiet. Nicht wirklich störend, aber ich werde wohl mit der Lüfterkurve etwas entgegenhalten müssen, um meinen Rechner außerhalb des Gamings wieder nahezu lautlos zu bekommen.
Wo fange ich da an.
Prinzipiell gefiel mir das Design, die Verarbeitung und der wertige Gesamteindruck dieses Produkts, wenngleich es noch etwas Luft nach oben geben dürfte. Sharkoon braucht sich aber zumindest nicht hinter den bisherigen Marktführern zu verstecken! Und das ist ihnen mit ihrem ersten Versuch einer AiO gelungen, soweit ich weiß. Hut ab!
Allerdings muss man dazusagen, dass der UVP auch bei immerhin 125,- Euro liegt – nicht gerade das Schnäppchen schlechthin!
Hätte ich mir dieses System nun gekauft, wenn ich den Test zuvor durchgeführt hätte?
Um ehrlich zu sein: Vermutlich nicht.
Ich hätte wahrscheinlich wieder auf eines der High-End-Produkte der bekannten Marken gesetzt. Dafür hätte ich vielleicht noch mal 20 – 30€ mehr auf den Tisch gelegt. Bessere Wärmeleitpaste, leisere Lüfter… dafür hätte ich notfalls auch wieder auf RGB verzichtet, denn dieser Rechner ist in erster Linie mein Arbeitstier. Und für die Arbeit brauche ich häufig Konzentration und Ruhe.
Würde ich das System trotzdem weiterempfehlen?
Ja, das schon!
Meine Kritik war zugegebenermaßen schon Jammern auf hohem Niveau und wer eine relativ günstige Lösung für heiße CPUs und coole Farben sucht, der dürfte mit dieser AiO durchaus seine Freude haben.
In meiner Gesamtwertung kommt das Sharkoon S90 RGB daher auf solide 4/5 Sterne.