NZXT Function 2 + Ergo Lift 2 Review

Ein Review von Christian Kämmer

NZXT Function 2

NZXT Function 2

Einleitung und Spezifikationen

Die Function 2/TKL kommt mit Dobule-Shot PBT Keycaps welche auf NZXTs in Kollaboration mit Gateron entstandenen NZXT Swift Opticals sitzen. Eben jene Switches sind pre-lubed, was für ein deutlich weicheres, weniger kratziges Druckgefühl sorgen soll. NZXT selbst spricht hierbei von einer Reaktionszeit von 0.2ms des Sensors selbst.  Wem sie dennoch nicht gefallen, der kann sie mit jedem beliebigen Gateron-Style Hot Swap Optical Switch einfach austauschen. Ebenso wie die Ergo Lift 2, hat auch die Tastatur eine pollingrate von 8000 Hz. Jede Taste ist individuell beleuchtet und kann innerhalb von NZXT CAM angesteuert werden – sowohl die LEDs als auch die Tasten selbst. Die Nordseite der Tastatur ist mit den Beinen auf 3 verschiedene Höhen einstellbar. Das kombiniert mit der flachen Südseite sorgt für ein äußerst bequemes Schreiberlebnis. Im Beipack befindet sich ein 2 Meter langes braided USB A zu USB-C-Kabel, sowie ein Keycappuller und ein Switchpuller. 

Aufbau und Verarbeitung

Der Aufbau der Tastatur erscheint ungewöhnlich flach. Die Südseite der Tastatur sitzt gerade einmal 7 Millimeter über dem Tisch. Das ist, besonders mit einer entsprechenden Handballenauflage, äußerst angenehm, da der Winkel der Handgelenke abgeflacht wird. Das unterstützt ebenfalls die mehrstufige Höhenverstellung durch die Füße an der Nordseite der Tastatur. In dem Aspekt gehört die NZXT Function 2 zu den bequemsten Keyboards, die mir zu dato unter die Finger kamen. 
Die Plate der NZXT Function 2 TKL ist Aluminium, während der Rest des Gehäuses aus Plastik besteht. Die Verarbeitung des Gehäuses selbst ist sehr hochwertig. Perfekte Spaltmaße, keine ungewöhnlichen Zerrungen. Allerdings fällt der USB-C-Anschluss direkt ins Auge. Dieser scheint nachträglich in das Gehäuse der NZXT Function 2 eingesetzt zu sein, da man einen deutlichen Übergang findet.
Ich persönlich habe mich besonders auf das separate Scrollwheel an der linken Seite der Tastatur gefreut. Als Alternative zu Knobs, die man mehr und mehr in Custom Tastaturen und Top-End Tastaturen findet, hätte dies eine würdige Alternative sein können. Out of the box steuert das separate Scrollrad die Systemlautstärke an. Das Scrollrad fühlt sich leicht an, mit sehr befriedigenden Umschaltpunkten. Ebenso ist die Positionierung gut durchdacht. So lässt es sich praktisch direkt links von Escape und Tilde ohne Verrenken des Handgelenks bedienen. Allerdings ist das Scrollrad nicht konfigurierbar, sodass es exklusiv als Lautstärkeregler genutzt werden kann.

Keycaps

Die Keycaps der NZXT Function 2 sind im OEM Format und bestehen aus Doubleshot PBT mit einer angenehmen Textur, die ein gefestigtes Tippgefühl vermitteln sollen. Das wird allerdings durch zu viel Spiel zwischen den Keycaps und den Switches selbst zunichtegemacht. Man findet teilweise bis zu 1 mm Spiel, was beim Verfassen von Texten deutlich merklich und störend wirkt. So kommt es auch dazu, dass man beim Schreiben trotz der texturierten Oberfläche der Keycaps ins Rutschen kommt. 
Leider wirkt auch das Material recht schwach. Beim Entfernen der Caps mit dem mitgelieferten Keycappuller hinterlässt dieser deutliche Spuren an der Unterseite der Keycaps. Das stört zwar in keinster Weise die Funktionstüchtigkeit, ist allerdings ein Problem für Leute, die sich zuerst mit verschiedenen Switches ausprobieren möchten.

Switches und Schreiberlebnis

Die NZXT Function 2 verwendet Optical Switches auf Basis von Gateron Opticals 2. Oder viel mehr hat man das Gefühl, es wären schlicht weg umbenannte Switches. Die NZXT „Swift“ Opticals fühlen sich extrem nach ein wenig angepassten Gateron Optical Silvers an. Das ist keineswegs eine wirklich schlechte Entscheidung.   In Software kann der optische Sensor auf zwei verschiedene Schaltpunkte eingestellt werden. 1 Millimeter und 1,5 Millimeter, was einen großen Einfluss auf das gesamte Tippen haben. Standardmäßig sind „NZXT Swift“ Switches auf der Tastatur montiert. Diese lassen sich mit dem mitgelieferten Keycap-puller und Switch-Puller auswechseln. Wenn ich allerdings „NZXT Swift” sage, meine ich allerdings umgelabelte, farblich angepasste “Gateron Optical V2 Silver Switches”. Relabeling von bereits existierenden Produkten mag zwar ein toller Marketing-Stunt für Investoren sein, ist allerdings keineswegs nutzerfreundlich. Kurioserweise fühlen sich die mitgelieferten NZXT Swift auch nicht allzu linear an. Verglichen mit Gateron Pro V2 Yellows und baglubed Cherry Blacks (*1998) bemerkt man doch einen rapiden Abfall an Widerstand, sobald man die Taste rund 30 % heruntergedrückt hat. Das sorgt für ein nicht wirklich lineares Gefühl, allerdings auch nicht für ein wirklich taktiles. Eher matschig und unklar definiert. 

NZXT CAM

NZXT CAM ist eine hauseigene Software, die neben den gewöhnlichen Steuerungsmöglichkeiten wie
Allerdings gibt es auch einige, aber auch recht große Probleme. Zum einen ist NZXT CAM sehr Ressourcen-hungrig. Nur dafür, dass es im Hintergrund mit dem PC Monitoring läuft, benötigt NZXT CAM mehr Ressourcen als Microsoft Edge mit 7 Tabs. Ein weiteres, großes Problem gestaltet sich durch das Startverhalten von NZXT CAM. Wenn man es in den Windowssettings aus den Startup-Apps entfernt, reaktiviert es sich nach dem zweiten PC Start von allein wieder. Erst wenn man in NZXT CAM die Funktion deaktiviert, bleibt man verschont. Leider ist man, wie so oft, gezwungen, die vom Hersteller angebotene Software zu nutzen. Besonders bei NZXT fällt dieses Problem immer mehr auf. Gerade bei Tastaturen hätte man bei einem UVP von 149,99 € bzw. 159,99 € für die Fullsize Tastatur darüber nachdenken können, die Tastatur QMK/VIA kompatibel zu entwickeln. 

NZXT CAM SSWSU
Fazit zur NZXT Function 2 TKL

Es ist klar, dass NZXT mit der Function 2 und der Function 2 TKL die „Gamer“ erhaschen möchte. 
Die Tastatur ist schlichtweg zu teuer und bietet dabei zu wenig, um wirklich kompetitiv zu sein. Eine schwere Limitierung an alternativen Switches, die fehlende Konfigurationsmöglichkeit des Scrollrads sind zwei große Negativpunkte, die gegen die NZXT Function 2 TKL sprechen. Ein weiterer, nicht produktspezifischer Negativpunkt ist, dass man auf NZXT CAM angewiesen ist, um irgendwelche Konfigurationen vorzunehmen. Es wird Zeit, dass Hersteller und Anbieter von Tastaturen lernen, QMK und VIA als Anlaufpunkt mit einzuplanen. Das einzig wirklich positive ist die Ergonomie der Tastatur. Durch die OEM-Caps und die recht flache Südseite ergibt sich eine sehr angenehme Handpositionierung, die auch bei längeren Sitzungen angenehm bleiben wird. Um das ganze abzurunden, wäre allerdings noch eine additionale Handballenauflage schön gewesen. 
Wenn man sich nun die Möglichkeit offenhalten möchte, andere Switches auf seiner Tastatur auszuprobieren – ist Keychron ein deutlich besserer und günstigerer Anlaufpunkt. Ebenfalls Gateron Switches – alle optisch/mechanisch oder rein mechanisch, viele Serien sind QMK/VIA kompatibel und bringen auch direkt einen Knob mit, und sind am Ende des Tages sogar gut und gern 30 % günstiger. Wer es allerdings lieber als Plug’n Play haben möchte, der kann im Zweifelsfall auch zur Cherry G80-3000N/TKL greifen. Diese ist erhältlich mit linearen MX Silent RGB Reds, oder taktilen MX RGB Clear. 

Ergo Lift 2 Ergo

Einleitung und Spezifikationen

Gleich wie die NZXT Function 2/TKL hat auch die Ergo Lift 2 eine Pollingrate von 8000 Hz und einer maximalen DPI von 26000. Das wird bewerkstelligt durch einen PMW3395, welcher zu den aktuell schnellsten Sensoren auf dem Markt zählt. Die Lift 2 Ergo ist eine 6-Knopf Maus – sprich zwei Haupttasten, zwei Daumentasten auf der linken Seite, das Scrollrad und einen DPI Switch. Letzteres lässt zwischen 5 voreingestellten Profilen aus dem Onboardspeicher auswählen. Die beiden Haupttasten, Linksklick und Rechtsklick, sitzen auf optische Switches. Welche genau gibt NZXT leider nicht an. Lediglich, dass diese eine Lebensspanne von rund 100 Millionen Klicks haben sollen. 
Erfreulicherweise hat NZXT auch hier davon abgesehen, unnötige Gummielemente zu verwenden und setzt stattdessen auf ein vollständiges Plastikgehäuse. 
Das Kabel selbst ist leider nicht abnehmbar, wirkt aber nicht zuletzt durch die Agilität des Kabels und das Paracord-Sleeve mehr als solide. 

Aufbau und Verarbeitung

Die Ergo Lift 2 besitzt ein reines Plastikgehäuse. Es ist schön zu sehen, dass mehr und mehr Hersteller endlich von “grippy” Gummi an den Seiten absehen. Die Verarbeitung ist ähnlich wie bei der NZXT Function 2 sehr gut. Es gibt keine natürlich einsehbaren Moldingmarks, oder zumindest keine wirklich störenden. Erfreulich ist, dass man für die Skates auf Teflon gesetzt hat. Teflon ist, verglichen mit Acrylskates oder Plastikskates deutlich(!) langlebiger und weniger empfindlich für Kratzer. Wer allerdings seine Maus etwas intensiver reinigen möchte oder gegebenenfalls seine Switches für die Linke und Rechte Maustaste austauschen will, muss seine PTFE Skates entweder durchstechen oder erneut aufkleben, da sich Montageschrauben direkt unter diesen befinden. Nach Rücksprache mit NZXT selbst versicherte man uns allerdings, dass Skates für Kunden bereitgestellt werden und man in Zukunft auf eine nutzerfreundlichere Positionierung der Montagepunkte hinarbeite.
Was ein wenig kurios ist, ist NZXTs Entscheidung, die Unterseite der Maus mit so wenig Plastik wie nur möglich zu entwickeln. Lediglich das Nötigste an Struktur wurde belassen, damit die Maus eine solide Form ergeben kann. Erstaunlicherweise zeigt sich allerdings kaum bis keine Verformung beim Belasten der Maus, also sollte sie auch die fehlende Frustrationstoleranz mancher Leute überstehen. Die Sparmaßnahmen an der Unterseite der Maus bringen aber ein anderes potenzielles Problem mit sich. Wenn sich ein kleiner Unfall der Wasser involviert auf dem Mauspad abspielt ist die Chance nicht null, dass man auch Flüssigkeiten direkt auf der Platine der Maus verteilt. Vergeblich sucht man dabei einen Splashguard oder eine isolierende Schicht. 

Handhabe und Ergonomie

Die NZXT Ergo Lift 2 hat ein angenehmes Griffgefühl. Die Oberseite der Maus ist deutlich breiter als üblich, was eine Auflage der kompletten Handinnenfläche ermöglicht. Das erlaubt ein sehr angenehmes Führen der Maus ohne eine leere Kehle in der Handinnenfläche. Das sorgt unter anderem dafür, dass die Maus deutlich kontrollierter in der Hand liegt, ohne dabei aber additionale Kraft aufwenden zu müssen. Die Daumentasten schmiegen sich angenehm an die Innenseite des Daumens an und erlauben eine klar definiertes und dennoch bequemes Ansteuern der beiden Tasten. Der Linksklick und Rechtsklick sind teils deutlich schwerfälliger, als man es von anderen Mäusen kennt. Trotz dessen sind die Tasten sehr responsiv und taktil. Das ist allerdings nach einer kurzen Eingewöhnungszeit mit dem Muskelgedächtnis bereinigt. Nach vorlaufender Skepsis bezüglich des vermeintlichen „Ergo“-Anteils der Maus, bin ich nun doch überzeugt. Wer einen wirklich starken Hybriden zwischen Gaming und Komfort haben möchte, wird mit der Lift 2 Ergo sehr zufrieden.

Bitterlich kalt, oder überscharfer Sensor?

Beim Einstellen der vollen 8000 Abfragen/Sekunde fallen einem plötzlich Feinheiten der eigenen Mausbewegungen auf, welche mit einer Standardpollingrate wie 1000Hz niemals wirklich aufgefallen wären. Beim Maus „flicken“ ist es natürlich, dass gegen Ende des Flicks die Hand ein wenig in die Ursprungsrichtung zurückwirft. Das scheint mit der Maus deutlich verstärkt zu sein. Das kann daran liegen, dass mit der extrem hohen Pollingrate die Maus deutlich genauer berechnen kann, wie weit sie bewegt wurde, und die Ursache dieser Auffälligkeit lediglich im eigenen Muskelgedächtnis ist, welches an 1000 Hz gewohnt ist. Eben jenes könnte auch die ungewöhnlichen DPI Werte erklären. Beim Eingewöhnen mit der NZXT Lift Ergo musste ich mehrfach die DPI anpassen, da meine Standardeinstellung von 1200 DPI und der Windows Standard Geschwindigkeit nie wirklich zu passen schien. Um mein Muskelgedächtnis nicht neu anpassen zu müssen, musste ich die NZXT Maus auf 200 DPI unter meinen Standardwert stellen.

Ein weiteres Problem, welches bei unterschiedlichen Mauspads aufgefallen ist, ist, dass die Maus in manchen Positionen zu „zittern“ scheint. Oder zumindest übermittelt der Sensor es so. Kurioserweise scheint dies allerdings Software bedingt zu passieren, da dies bisher nur in einigen, wenigen Vollbildanwendungen aufgetreten ist. Einen klaren Auslöser dafür konnte ich leider nicht ermitteln, vermute allerdings einen kuriosen Software- oder Firmwarebug.

Fazit

Die NZXT Ergo Lift 2 gehört womöglich zu den bequemsten Mäusen, die sich aktuell auf dem Markt befinden. Wir hätten gern noch Daumentasten auf der rechten Seite der Maus gesehen, welche als Hotkeys fungieren hätten können. Während das Kabel der Ergo Lift 2 äußerst leicht und solide wirkt, wäre ein abnehmbares Kabel besser am Platz gewesen.  Insgesamt ist die Maus, besonders für ihren Preis von gerade mal 60 €, durchaus empfehlenswert. Ob nun 26000 DPI und eine 8000Hz Pollingrate wirklich notwendig sind, muss jedermann für sich entscheiden. 

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