MAG B660M Mortar WiFi (DDR5) Review

Ein Test von Tobias Oestreich

Einleitung
Mit dem MAG B660M Mortar WiFi zeigt MSI die inzwischen siebte Generation dieser Mittelklasse-Mainboard-Famile. Dieses mal für Intels aktuellen Sockel LGA 1700 mit dem – selbsterklärend – neuen Intel B660 Mittelklasse-Chipsatz. Und das ganze in der bisher wenig beachteten DDR5-Version. Wir schauen, ob MSIs Vorstellung überzeugt und bieten einen umfassenden Überblick, was gut und ist – und was aus unserer Sicht nicht so gut ist.
Da die vier Modelle
– MAG B660M Mortar WiFi
– MAG B660M Mortar WiFi DDR4
– MAG B660M Mortar
– MAG B660M Mortar DDR4
bis auf die durch die Namensgebung offensichtlichen Unterschiede quasi baugleich sind, kann dieses Review durchaus auch für all diese Modelle hergenommen werden. Entsprechende Unterschiede werden teilweise im Text behandelt.

Alder Lake
Intels heiß erwartete Veröffentlichung von „Alder Lake-S“, der 12. Core-i-Generation, gelang Anfang November 2021 mit drei bzw. sechs Prozessoren (und einem Chipsatz) und erfüllte die die hohen Erwartungen. Man war wieder an der Spitze der allermeisten Gaming-/Endanwender-Benchmarks angelangt und auch in Sachen Effizienz konnte man zumindest in Alltags-Anwendungen mit dem Hauptkonkurrenten AMD gleichziehen. 

Der Intel Core i5-12600K, i7-12700K und das Top-Modell Core i9-12900K sowie deren F-Varianten ohne integrierte Grafikeinheit bildeten den Voraus-Trupp und konnten mit hoher IPC, ihrem im Desktop-Bereich innovativen Ansatz der Hybrid-Kerne (Performancesowie
Effizienz-Kerne) punkten. Genau wie der hohe Stromverbrauch im Gaming- und sonstiger Single-Core-Belastung stark gemindert werden konnte. Weitere wichtige Innovationen betreffen die Einführung von PCIe 5.0 und der Speichercontroller kann nun auch mit DDR5-RAM umgehen.
Kurz nach dem Jahreswechsel gab Intel dann den Startschuss für alle weiteren Prozessoren der Alder Lake-S-Riege. So kamen in allen Preisklassen Prozessoren ohne „K“ in der Produktbezeichnung hinzu – also ohne offenen Multiplikator. Außerdem gab es neue Celeron, Pentium und auch interessante Core i3-Modelle. Erwartet wurde auch die Neuauflage des beliebten Core i5-10400F bzw. 11400F – der Core i5-12400F erfüllte die Erwartungen an ihn in allen Belangen. Hier konnte Intel wieder einen Preis-Leistungs-Kracher in den Markt bringen, der auch die Konkurrenz endlich gezwungen hat, die Preise zu senken. Warum das aber nur eine Art Trostpflaster ist, wird nachfolgend auch noch erklärt.

Chipsätze
Intel macht es nun schon einige Generationen so: erst kommt der Highend-Chipsatz auf den Markt, später dann die Einstiegs- und Mittelklasse. Das ist sicherlich irgendwo den verschiedenen Käuferschichten geschuldet: wer „Early Adaptor“ ist, ist in der Regel auch ein Enthusiast und möchte sowieso den besten und unbeschnittenen Chipsatz. Hier wird man kaum Käufer verprellen, denkt sich zumindest Intel. Hier war es genauso. Intel hat mit dem Z690 einen sehr konnektiven Chipsatz vorgestellt, der (fast) alles bietet, was der Enthusiast begehrt. Zwar hätte man mit 10 GBit/s Ethernet, USB 4.0 bzw. Thunderbolt 4 noch mehr Optionen bieten können, aber ansonsten ist wirklich alles da. Das DMI ist beim
Z690 mit Alder Lake-Prozessor satte acht PCIe 4.0-Lanes breit (~16 GB/s), was einen neuen Standard im Desktop-Segment setzt.
Zusammen mit den übrigen Alder Lake-S Prozessoren kamen Anfang 2022 alle „Geschwister“-Chipsätze des Z690 in den Markt. Alle namhaften Hersteller haben zahlreiche Mainboards mit diesen neuen Chipsätzen vorgestellt. Neben dem „Brot und Butter“-Chipsatz B660 runden H610 und H670 das Portfolio unterhalb des schon seit November erhältlichen Z690 ab. Q670 und W680 bedienen spezielle Anforderungen im Enterprise- und Workstationbereich.
Warum „Brot und Butter“? Nun, die B-Reihe mit der 60 (bzw. früher 50) am Ende (B150, B250, B360, B365, B460, B560 und nun B660) eignet sich schon immer gut für den preisbewussten Durchschnittsanwender bzw. PC-Spieler. Der Chipsatz hat kaum messbar weniger Performance, bringt aber alles mit, was man so braucht. Übertakten des Prozessors ist nicht drin, aber seit dem B560 geht aber endlich das wertvolle RAM-OC.

B660-Chipset
Und was ist nun genau anders zwischen Z690- und B660-Chipsatz? Eine der größten technischen Beschneidungen ist wohl die Halbierung der DMI-Bandbreite im Vergleich zum Z690, was vier PCIe 4.0 Lanes bedeutet, also fast 8 Gigabyte pro Sekunde pro Richtung an Bandbreite zwischen CPU und Chipsatz. Damit ist man hier auf Augenhöhe mit Core i 11000 („Rocket Lake“) und dem Z590 Chipsatz bzw. dem, was AMD schon seit
Mai 2019 mit Ryzen 3000 („Zen 2“) und den Chipsätzen X570 und B550 bietet. Weitere Spezifikationen werden ebenfalls halbiert: B660 bietet maximal 6 statt 12 PCIe 4.0 Lanes, bis zu 8 statt 16 PCIe 3.0 Lanes, 4 statt bis zu 8 SATA-Ports. Auch die USB-Ports sind beschnitten: zwei statt vier USB 3.2 20 GBit/s-Anschlüsse, 4 statt 10 USB 3.2 10 GBit/s-Anschlüsse und bis zu sechs 5 GBit/s-USB Ports – statt bis zu 10 Stück beim
Z690-Chipsatz.
Dem B660-Chipsatz wird noch ein weiteres Feature für Enthusiasten genommen: RAID-Konfigurationen können keine PCIe-Geräte beinhalten, also auch keine m.2 NVMe-SSDs.
Wie schon erwähnt: B660 kann kein Übertakten per Multiplikator (bei „K“-CPUs) oder auch über die Base Clock („BCLK“). Das ist eine große Einschränkung, andererseits sollte man hier auch bedenken, dass der Anteil an übertaktungswilligen Käufern am Ende doch recht
klein ist.
Das Übertakten über den BCLK, was erstmals seit 2013 und der Intel Core i 4000 („Haswell“) Serie wieder gut funktioniert, wäre eine sehr interessante Funktion gewesen, um auch bei kleineren Budgets ein Maximum an Leistung vor allem aus den kleineren Prozessoren herauszukitzeln. Asus und Asrock haben jedoch die Sperre für BCLK-OC bei einer Hand voll B660-Boards weggelassen und einen zusätzlich benötigten Hardware-Taktgeber auf diese Platinen gelötet, um das interessante Feature zu ermöglichen. Das sucht man bei MSI B660-Platinen leider vergebens.

MSI MAG B660M Mortar WiFi - Technische Daten

Verpackung und Lieferumfang

MSI verpackt die Hauptplatine in einem auf die μATX-Maße angepassten, einfachen Karton. Zweckdienlich und platzsparend. Das Board selber kommt in einer antistatischen Tüte, das Zubehör befindet sich davon abgegrenzt in einem Fach unter dem Motherboard. Mitgeliefert werden ebenfalls die Wifi-Antennen, einige Aufkleber, zwei SATA-Datenkabel – davon eines mit an einem Ende 90° gewinkeltem Stecker – und ein kleines Schrauberdreherpaar. Schrauben für die Montage von zwei M.2 SSDs sind ebenso dabei, was leider immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Eine heutzutage wirklich immer nutzloser werdende DVD mit Treibern und sonstiger Software ist – so muss man es leider schreiben – leider dabei.

Bedienungsanleitung(en) und sonstige Werbebroschürchen sind obligatorisch.

Design

Das Design des B660M Mortar WIFI beruht auf zwei Farben: Schwarz für das eigentliche PCB und Silber / Aluminium für alle Kühlkörper. Und die Kühlkörper sind für ein Mittelklasse-Mainboard überzeugend: groß dimensioniert, hochwertig verarbeitet.

Gebürstetes / geschliffenes und eloxiertes Aluminium könnte man so auch teilweise auf Hauptplatinen der Oberklasse finden. Das macht was her. Chipsatzkühler, M.2-Abdeckungen, und die Kühlkörper der Stromversorgung (mitsamt dem eleganten Übergang auf die Abdeckung des I/O-Shield) sind hier in einer zueinander passenden Optik gestaltet. Der metallverstärkte erste PCI-Express Slot passt dabei ebenso gut ins Bild. Die Schriftzüge („MSI“, „MAG“, „MORTAR“) und Ausschmückungen sind nicht aufgeklebt oder lackiert, sondern schwarz eloxiert.

Ein wichtiger Hinweis zum Design: die B660M Mortar-Varianten ohne die Wifi-Erweiterung – egal ob in der DDR4 oder DDR5-Version – sind komplett dunkel gehalten. Die Kühlkörper sind hier also wie das PCB auch schwarz bzw. dunkelgrau. Auch das sieht – zumindest auf Produktfotos – sehr edel aus.

Technik, Layout und Implementierung

Die vier RAM-Slots des MSI MAG B660M Mortar Wifi schlucken offiziell bis zu 6200 MT/s schnellen Speicher. Da schon kurze Zeit nach dem Marktstart von DDR5-RAM Kits mit 6400 MT/s vorgestellt worden sind, ist eigentlich davon auszugehen, dass das Motherboard auch diese Geschwindigkeiten packt. Inzwischen sind DDR5-6600 Kits lieferbar, noch schnellere Speicherriegel sind schon angekündigt. Hier liefern aber nur Praxistests mit solch schnellen Kits zuverlässige Aussagen.
Im Bereich RAM ist – wie zu erwarten – auch der kleine Unterschied zwischen dem DDR4- und DDR5-Modell zu sehen. Hier hat der Hersteller zwei Kondensatoren umplatziert. Auf dem DDR4-Modell sind diese beiden kleinen Caps quasi mitten auf dem Signalweg
zwischen Prozessor und RAM-Slots positioniert. Auf der DDR5-Version sind diese Caps in Richtung MOSFETs bzw. zwischen RAM-Slots und ATX-24-Pin-Port gewandert. Dies ist vermutlich den bei DDR5-Speicher erhöhten Anforderungen an die Signalintegrität
geschuldet.
Wie das „B660M Mortar“ die Kenner schon vermuten lässt, handelt es sich bei dem Motherboard um ein solches im μATX-Format (oder auch „Micro-ATX“) mit 244 mal 244 Millimetern Größe. Damit einhergehend gibt es natürlich Einschränkungen, vor allem bei
den Erweiterungsmöglichkeiten.
Bei dem auf “Position 1” sitzenden PCI Express Graphics Slot handelt es sich um einen mechanisch durch Metall-Applikationen verstärkten PCIe x16 Slot nach 4.0-Spezifikation.
Rund ein Viertel aller B660-Boards kommt auch mit einem PEG-Slot nach der erstmals mit Alder Lake-S eingeführten PCIe 5.0 Spezifikation. Aber wir sehen es nicht unbedingt als Nachteil, dass MSI hier nur eine Anbindung nach PCIe 4.0 macht – das Performance-Plus ist schon beim Wechsel von 3.0 auf 4.0 eher klein. 16 Lanes PCIe 4.0 werden in Sachen Bandbreite nur selten zu über 50% ausgelastet. Davon ab, dass die ersten PCIe
5.0-fähigen Grafikkarten noch einige Monate auf sich warten lassen werden. Der PEG Slot muss sich keine PCIe-Ressourcen mit anderen Chips teilen, die 16 Lanes liegen also immer an.
Die Positionierung des Slots und der übrigen Header auf dem Board ist so gewählt, dass auch sehr lange Grafikkarten nichts blockieren. Auch bei einer dicken Triple- oder gar Quad-Slot wird nichts weiter wichtiges blockiert als die übrigen PCIe-Slots. Die SATA-Ports sind im 90°-Winkel aufgebracht, so dass auch eventuelle SATA-Kabel nicht im Weg stehen. Der USB-3.0-Header ist so platziert, dass die Grafikkarte auch eine Backplate haben kann, ohne dass der oftmals recht starre USB-Header-Stecker etwas blockiert.

Die zweite mögliche Position für einen PCI-Slot lässt MSI beim Mortar frei. Hier hätte der taiwanesische Hersteller durchaus irgendwie Platz für einen dritten M.2-Slot mit M-Key schaffen können. Schade, aber verständlicherweise braucht es natürlich irgendeine Abgrenzung zu MSIs B660-Topmodell “MAG B660 Tomahawk” – denn das bringt einen dritten M.2 Slot mit sich. Der Chipsatz bietet dafür durchaus genug Ressourcen.
Auf der dritten Position (Positionsangabe entsprechend (Micro-)ATX-Standard) befindet sich ein PCIe 3.0 x1 Slot, mechanisch und elektrisch. Dieser ist an den Chipsatz angebunden, nicht an den Prozessor. Direkt hinter diesem Slot befindet sich der zweite M.2-Steckplatz. Gefühlt ist dessen Kühlkörper so hoch, dass er ausladende PCIe-Karten touchieren könnte – was aber letztlich nicht der Fall ist. Es ist sogar eher besser, M.2-SSDs, die unter einer PCIe-Karte versteckt werden könnten, mit einem ordentlichen Passivkühler auszustatten. So kann die Hitze besser abgeführt werden. Der x1-Slot teilt sich keine Lanes mit anderen an den B660-PCH angeschlossenen Geräten und funktioniert in jeder Konstellation.

Der auf dem μATX-Format letzte Slot ist mechanisch als x16-Slot ausgeführt und ist elektrisch nach Spezifikation PCIe 3.0 mit 4 Lanes an den Chipsatz angebunden. Da hier kein PCIe Resource Sharing vorliegt, muss sich dieser Slot keine Lanes mit einer M.2 NVMe SSD oder anderen Geräten teilen. Er eignet sich hervorragend für passende Erweiterungskarten: hochwertige Capture-Karten, Netzwerkkarten, RAID-Controller, eine weitere (eher einfache) Grafikkarte für mehr Bildschirm-Anschlüsse. Aber Achtung: eine Dual-Slot Karte würde so einige der Pin-Header an der Unterkante des Boards verdecken. Dann muss man mit recht stark geknickten Kabeln rechnen.

Die beiden M.2-Slots sind nach PCIe 4.0-Standard mit vier Lanes angebunden. Der obere an die CPU, der untere an den Chipsatz. Der Chipsatz-angebundene M.2-Slot kann auch eine M.2-SATA-SSD aufnehmen, dann wird aber ein SATA-Port des B660 deaktiviert.

SATA-Ports gibt es 6. Vier davon laufen direkt über Intels PCH, zwei weitere kommen über einen verbreiteten Chipsatz von ASMedia, der selber natürlich ebenfalls am Intel-Chipsatz B660 hängt. RAID in den Modi 0, 1, 5 und 10 ist nur mit den am B660 angeschlossenen Geräten möglich.

Bei den USB-Ports wird es noch etwas komplizierter: MSI offeriert hier die drei am I/O-Shield befindlichen USB 3.2 Gen 2×1 Ports (10 Gigabit/s) mittels eines USB-Hub-Controller (Genesyslogic GL3590), vermutlich um PCIe-Lanes zu “sparen”. Das selbe mittels eines Genesyslogic GL850G für die beiden USB 2.0 Header direkt auf der Platine. Hier soll man sich aber nicht täuschen lassen: das machen andere Hersteller genauso oder diese bieten in der Regel gar keine drei USB-A Ports mit 10 Gigabit/s maximaler Bandbreite – zumindest in ihrer B660-Produktpalette nicht.

Der USB-C-Port auf der Rückseite ist nach USB 3.2 Gen 2×2-Spezifikation (20 Gigabit/s) angebunden, der USB-C-Header auf dem Mortar mit Gen 2×1 (10 Gigabit/s).

Und die sonstigen Header und Anschlüsse auf dem MAG B660M Mortar? Die Platzierung ist durchweg gut gewählt. Der 4-Pin PWM Header für den CPU-Lüfter ist überdurchschnittlich weit vom Sockel entfernt. Anschlusskabel für die CPU-Lüfter sind fast immer zu lang und man muss teilweise Schleifen legen, damit es nicht hässlich aussieht.

Das ist hier anders, das finden wir gut.

Lüfter, (A)RGB, Netzwerk & I/O

Aber apropos Lüfter: ein Punkt, der uns nicht gefällt: es sind nur zwei 4-Pin-Anschlüsse für (Gehäuse-)Lüfter vorgesehen. Das ist wirklich wenig für ein modernes Board der Mittelklasse. Das macht die Mortar-Reihe schon leider immer so. Hier sollte MSI nicht geizen und vielleicht bei dem Nachfolgemodell nachbessern. Natürlich kann man immer mit Lüfterhubs hantieren – aber drei oder vier PWM-Anschlüsse sind niemals verkehrt. Die Mitbewerber bieten das schon auf teilweise deutlich günstigeren Boards – auch im μATX-Formfaktor.

Die angeschlossenen Lüfter lassen sich allesamt durch das BIOS, durch die MSI-eigene Software oder auch durch alternative Software (Empfehlung: “Fan Control”) steuern. Auch in Sachen Beleuchtung ist das Motherboard der Taiwanesen maximal mittelmäßig aufgestellt: ein 12 Volt / 4-Pin RGB-Header für beleuchtetes Zubehör der “älteren” Generation und zwei 5 Volt / 3-Pin A-RGB-Header für modernes RGB-Zubehör ist nun nicht überragend, aber in der Regel ausreichend. Mit maximal 3 Ampere pro Anschluss sind zumindest die A-RGB-Header auch nicht in der Lage, überdurchschnittlich viele LEDs zu steuern. Auf dem Mainboard selber gibt es außer den obligatorischen Diagnose-LEDs keine RGB-Beleuchtung.

Die Auswahl des LAN-Controllers ist für uns nicht ganz nachvollziehbar. Intel bietet über seine 600er-Chipsatzserie die native An-/Einbindung des (mittlerweile ausgereiften) Intel I225-V Controller an. Dennoch wurde hier der Realtek RTL8125BG als NIC gewählt. Damit geht leicht schlechtere Performance und ein nicht ganz so exzellenter Treibersupport einher. Wer aber nicht dauerhaft die vollen 2,5 Gigabit/s Bandbreite, spezielle (Treiber-)features oder ein exotisches Betriebssystem nutzt, dem kann das egal sein.

Beim Wi-Fi-Chip bleibt MSI dagegen fast schon keine andere Wahl: alle Desktop-Chipsätze für Alder Lake-S kommen mit nativer Anbindung für den ebenfalls ziemlich neuen WLAN-Chipsatz Intel AX211. Der kann “Wi-Fi 6E”, also neben 2,4 und 5 GHz auch im 6 GHz Band funken – und das mit auf zu 160 MHz breiten Kanälen. Hoher Durchsatz ist quasi garantiert. Was uns bei der Ausführung stört: die mitgelieferten Antennen werden ohne weiteres Antennenkabel direkt an die SMA-Buchsen am Mainboard I/O-Shield geschraubt. Wenn die Antennen also direkt hinter einem großen PC-Gehäuse aus Blech werkeln, kann sich das nachteilig auf den Empfang auswirken. Quasi alle anderen Hersteller arbeiten hier mit kurzen Antennenkabeln, damit man die Antennen selber optimal aufstellen kann.

Der Chip kann alle aktuellen Funkstandards abdecken und bietet zusätzlich Bluetooth 5.2 – also in der neuesten Version.

Leider verzichtet MSI darauf, bei den Mainboard-Varianten (DDR4 / DDR5) ohne Wi-Fi den durch die wegfallenden Antennen freigewordenen Platz auf der I/O-Blende durch anderweitige Anschlüsse sinnvoll zu nutzen. Das ist schade, denn die ausgeführten externen USB-Ports schöpfen noch nicht das Potential der Alder Lake-CPUs und des Chipsatzes bzw. der verbauten Hubs aus

Audio, Thunderbolt & Stromversorgung

Mit der Wahl des Audiochips Realtek ALC1200 macht MSI nichts falsch. Der Chip bietet brauchbare Soundqualität an seinen Ausgängen und passt gut zu einem Mittelklasse-Mainboard. Die Konkurrenz hat hier teilweise noch den älteren, schlechteren Realtek ALC897 an Bord. Der Toslink-Ausgang ermöglicht es, die mit qualitätsentscheidende Digital-Analog-Wandlung und Verstärkung durch ein externes Gerät machen zu lassen – gut, dass der Anschluss auch in 2022 nicht eingespart wird.

Ein Nischenbereich, den wir aber nicht unerwähnt lassen möchten: Das Motherboard hat einen 15-poligen Thunderbolt-Header. Leider kocht in Sachen Thunderbolt jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, so dass nur eine Thunderbolt-Zusatzkarte von MSI auf Mainboards von MSI funktioniert. Was zuvor ein 5-poliger Anschluss für Thunderbolt 3 bis Core i 10000 bzw. der 400er-Chipsatzreihe war, ist seit Core i 11000 und den 500er-Chipsätzen nun 15-polig für Thunderbolt 4.

Was ist nun damit? Die alte Thunderbolt 3-Zusatzkarte passt nicht auf die neueren Mainboards und war ohnehin kaum lieferbar. Aber zumindest ist sie noch auf der MSI-Homepage gelistet. Die Thunderbolt 4 Add-In-Card (“AIC”) wurde hingegen von der MSI-Webseite genommen und ist zu keinem Zeitpunkt im Handel aufgetaucht. Wer also Thunderbolt (4) möchte, muss beim Mainboard derzeit zu einem Mitbewerber von MSI greifen. Hier sollte der Hersteller endlich abliefern, dieser Zustand hält seit über einem Jahr an und macht den TB-Header auf dem Board völlig nutzlos.

Die Stromversorgung ist wie so oft bei MSI exzellent aufgestellt: mit dem RenesasRAA229132 hat man einen ernsthaften PWM-Controller aufgelötet, der mit bis zu 20 Phasen aufwarten kann. An dessen Seite stellen gleich zwölf “Smart Power Stages” vom Typ Renesas ISL99360 mit je satten 60 Ampere Saft für den Prozessor bereit. Im Angesicht des kürzlich vorgestellten Intel Core i9-12900KS scheint dies auch gar nicht übertrieben, obgleich man sich für so einen Prozessor wohl ein Oberklasse-Mainboard mit Z690-Chipsatz zulegen würde. Für den RAM und weitere Komponenten auf dem Mortar gesellt sich noch ein 70 Ampere starker “MP87992” von Monolithic Power Systems hinzu.

Ein MOSFET, der so auch auf Mainboards der Oberklasse zu finden ist. Diesem ist auch ein eigener PWM-Controller zuteil: Monolithic Power M2940A. Diese starken elektronischen Komponenten können sogar mit gleich zwei 8-Pin EPS12V-Anschlüssen mit Strom vom Netzteil versorgt werden. Das ist für fast alle denkbaren Kombinationen auf diesem Mainboard eher “Overkill”, aber Lastverteilung ist nie schlecht und zeigt auf, dass MSI es hier wirklich ernst meint.

Die Kühlkörper für die VRMs / MOSFETs sind rund 33 Millimeter hoch und blockieren so auch keine übergroßen Kühlkörper wie beispielsweise einen Noctua NH-D15. Zum I/O-Shield hin wächst die Höhe auf 40 Millimeter an, was auch in Ordnung ist. Hier sind keine Komplikationen zu erwarten. Die Temperaturen der MOSFETs haben in unseren Tests zu keinem Zeitpunkt 49°C überschritten – allerdings ist natürlich klar, dass ein Core i5-12400 die Spannungsversorgung zu keinem Zeitpunkt wirklich auslastet.

Auf der Rückseite des Boards finden sich mehrere kleine “Abstands”-Schrauben, um das Board gegen Kurzschlüsse zu schützen. Die normalen Mainboard-Abstandshalter des Gehäuses werden dadurch nicht ersetzt, sie sollen lediglich als zusätzlichen Schutz dienen.

Letzter Punkt in Sachen Implementierung: am I/O-Shield findet sich ein DisplayPort 1.4a sowie ein HDMI 2.1-Port. Dessen Fähigkeiten richten sich grundsätzlich nach dem eingesetzten Prozessor. Bei F- Prozessoren, dessen interne Grafikeinheit deaktiviert wurde, bleiben die Anschlüsse natürlich tot. Alle sonstigen mit Alder Lake-S vorgestellten iGPUs können am HDMI-Anschluss 4K / 60 Hertz so wie 8K / 60 Hertz am DisplayPort ausgeben, sogar der kleine UHD 710 der Pentium-G7000-Prozessoren kann das. Diese iGPUs unterscheiden sich nur durch die 3D-/Rechenleistung, nicht durch Features.

Test-Setup

MSI stellte uns ein Test-Kit mit dem Board, einem Intel Core i5-12400 sowie einem 32GB RAM-Kit (DDR5-5200 CL40) von Kingston zur Verfügung. Alles weitere an Test-Hardware stammt von uns:

  • Gehäuse Phanteks Enthoo 719
  • Netzteil Sharkoon Silentstorm Cool Zero 750W
  • CPU-Kühler Arctic Freezer 34 eSports DUO
  • M.2 PCIe 3.0 NVMe SSD Samsung 970 EVO Plus 500GB
  • M.2 PCIe 4.0 NVMe SSD Western Digital WD Black SN850 1TB
  • SATA-SSD Samsung 860 EVO 500 GB
  • externe USB-C 3.1 SSD Samsung T7 1TB

Handling, BIOS und Speicherperformance

Die Montage des Boards mit CPU-Kühler, RAM und NVMe SSDs war erwartungsgemäß problemlos. Die erste M.2 SSD ist aber definitiv komfortabler einzubauen, wenn der CPU-Kühler noch nicht montiert ist. Die schon positiv hervorgehobene Platzierung der
Header und Anschlüsse auf dem Board tut sein Übriges zum angenehmen Einbau dieser Hauptplatine.
Das BIOS / UEFI ist das von MSI gewohnte, aufgeräumte und dennoch umfangreiche Standard-BIOS (“MSI CLICK BIOS 5”)

RAM, XMP, Memory Try it

Das Aktivieren des XMP-Profils gelang sofort und ohne irgendeine Schwierigkeit. Gewisse Mitbewerber von MSI hatten hier in den ersten Monaten nach Release der Plattform starke Schwierigkeiten, die auch nach mehreren BIOS-Updates nicht ganz behoben worden sind. Anfänger möchten sich ungerne mit sehr viel mehr als dem XMP-Feature rumschlagen. 

Zwischen XMP und echtem, filigranen RAM-OC gibt es aber noch eine Zwischenstufe: teilautomatisiertes RAM-OC. 

MSI nennt diese Funktion im BIOS “Memory Try It!”, welche wir sogleich ausprobierten. Das mitgelieferte Memory-Kit von Kingston ist momentan eines der günstigsten 32GB großen DDR5-Kits am Markt. Stand Ende Mai 2022 ist es für rund 210,- € “Straßenpreis” zu haben. Das ist immer noch rund 90,- € teurer als ein 32 Gigabyte großes, vernünftiges DDR4-Kit – aber immerhin deutlich günstiger, als das, was noch Anfang des Jahres für DDR5 aufgerufen wurde. Und die Lieferbarkeit ist auch deutlich besser. Jedenfalls konnten wir dieses preiswerte RAM-Gespann mittels der Funktion problemlos 6000 MHz und einer ebenfalls reduzierten CAS Latency von 36 betreiben. Das hat den Speicherdurchsatz gleich mal um mehr als 13% angehoben und die Latenz um mehr als 10% verringert. Ein starker Boost – und das geschenkt. Natürlich kommt dieser Boost so nicht in vielen realen Anwendungen an, aber lohnen kann es sich.

CPU-Z

Wir lesen das System mit CPU-Z in aktueller Version aus.

Test mit CineBench R23
Hier erwarten uns keine Überraschungen. Der Core i5-12400 performt genau so, wie er soll.

Test der Storage-Systeme

Zunächst testen wir unsere M.2 SSDs an beiden M.2-Slots. Keine Überraschungen, alle Werte liegen im grünen Bereich. Die Abweichungen zu anderen Systemen, die wir sehen, liegen allesamt in der Messtoleranz. Wir testen hier nur die sequenziellen Datenraten, um den Aufwand in Grenzen zu halten.

Bei der SATA-SSD gibt es dann schon einen deutlichen Unterschied zwischen beiden verfügbaren Anbindungen: der SATA-Controller von ASMedia ist schon mehr als 20% langsamer als die Direktanbindung per Intel B660. Wir empfehlen, am ASMedia Controller am besten für mechanische Festplatten oder optische Laufwerke zu verwenden. Das macht die Minderleistung dann irrelevant.

Wir haben auch noch eine mehr oder weniger schnelle, NVMe-fähige externe SSD zur Verfügung. Die liefert ziemlich genau die erwarteten Datenraten, egal ob am rückseitigen USB-C 3.2 Gen 2×2 Anschluss (bis zu 20 Gigabit/s) oder über den Front-Header, welcher als USB-C 3.2 Gen 2×1 (10 Gigabit/s) ausgelegt ist. Wobei die Samsung T7 auch gar kein Gen 2×2 kann.

Test der Audio-Performance

Mit dem RightMark Audio Analyzer und einem hochwertigen Klinke-Kabel unterziehen wir dem verbauten Realtek ALC1200 einem einfachen Loopback-Test. Die Ergebnisse entsprechen absolut den Erwartungen.

Test der DPC-Latency

Hier wurden wir positiv überrascht. Das liegt nicht nur an der Implementierung durch MSI, sondern dies ist eine der Verbesserungen, die Alder Lake mitbringt, aber kaum jemand diskutiert. Selbst ohne Optimierung war die höchste Latenz, die wir in 5 Minuten messen konnten, 75 Microsekunden. Bei dem Z590-System (i7-11700K, 64GB RAM) des Autors haben wir mehr als das Doppelte (190 μs) gemessen, selbst mit Optimierung war hier nur 111 Microsekunden erreichbar. Alder Lake-S eignet sich damit zur Audio-Produktion und anderer latenzkritischer Anwendungen mehr als die direkten Vorgänger.

Betriebssysteme / alternative Betriebssysteme

Das Board funktioniert hervorragend mit Windows 10 als auch Windows 11. Für die Installation von Windows 11 sind im BIOS schon alle relevanten Einstellungen vorab getroffen worden. Das ist hilfreich für PC-Neulinge. Auch die wichtigsten Treiber bringt Windows 10 21H2 oder Windows 11 direkt mit, so dass man zumindest ins Netz kann und die fehlenden Treiber herunterladen (lassen) kann.

Intel Alder Lake-Plattformen funktionieren auch mit aktuellen Linux-Distributionen ganz gut. Ab Kernel 5.15 sind die nötigsten Anpassungen dabei, mit 5.16 und 5.17 wurde weiter optimiert. Die Realtek-Chips auf dem Board werden auch fehlerfrei erkannt und genutzt. Das brandneue Linux 5.18 konnten wir nur kurz antesten, aber leider nicht benchmarken: hier hat Intel nochmal massive Optimierungen in das Task Scheduling eingebaut, Performance- und Hybrid-Kerne sollen noch besser zusammenarbeiten. Die Tests haben wir mit dem neuen Ubuntu-Release 22.04 LTS und Arch Linux durchgeführt.

Auch unter FreeBSD 13 konnten wir die Funktion prüfen. Es läuft, obgleich hier sicherlich noch viele Optimierungen für Alder Lake fehlen.
Die Realtek-Chips für Audio und Netzwerk 
funktionieren aber.

Unter OpenBSD (aktuelle Version 7.1) bekamen wir verschiedene Schwierigkeiten – hier ist noch von einem Einsatz abzuraten. Eventuell schafft die November-Ausgabe in 2022 (Version 7.2) Abhilfe, wenn mehr Entwickler um Theo de Raadt eine Alder Lake-Plattform zuhause stehen haben.

 

Fazit

Das MSI MAG B660M Mortar WIFI ist ein ordentliches Mittelklasse-Mainboard für Intels aktuelle Plattform. Es sieht gut aus, ist hochwertig verarbeitet und bietet alle wichtigen Anschlüsse und Erweiterungsmöglichkeiten. Die Stromversorgung ist überdurchschnittlichgut und wir würden nicht zögern, einen Core i9-12900 auf das Board zu schnallen. Um dieses Feature optimal auszunutzen, wäre es perfekt gewesen, wenn MSI einen zusätzlichen externen Taktgeber verbaut hätte um so BCLK-Overclocking zu ermöglichen – aber man kann nicht alles haben. Gefallen hat uns hingegen das sehr brauchbare RAM-Overclocking.

Die wenigen Lüfteranschlüsse und die eingeschränkten RGB-Möglichkeiten sind ein Wermutstropfen, aber das sind auch Dinge, die nicht unbedingt jeder braucht. Genau wie die real fehlende Möglichkeit, Thunderbolt nachzurüsten.

Was leider sämtlichen Alder Lake-S-Motherboards aller Hersteller negativ anhaftet ist der Preis. 229,- € UVP bzw. momentan rund 195,- € günstigster Straßenpreis sind wirklich viel für dieses Mittelklasse-Mainboard mit B660-Chipsatz. Dennoch denken wir, dass das Board einen Blick wert ist, wenn man sich ein preiswertes Alder Lake-System bauen möchte. Zweifelsfrei ist dabei der noch immer hohe Preis von DDR5-Speicher zu berücksichtigen. Der geht jedoch langsam aber kontinuierlich in die Tiefe. Um so mehr sich an der Front tut, desto lohnender ist hier eine Investition in die Zukunft und macht auch DDR5-Mainboards mit Mittelklasse-Chipsatz sinnvoll.

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