Eine Review von Sven Wedeken
Moin,
ich habe die Alphacool Eisbär Aurora LT360 beim PCHMG „Test it – Keep it“ gewonnen. Erst einmal vielen herzlichen Dank an das PCHMG Team und Alphacool für diese tolle Gelegenheit.
Hier will ich nun meinen Eindruck von der AiO mit der Community teilen.
Beim Öffnen des Pakets erwartete mich gleich eine kleine Überraschung: Neben der AiO fanden sich auch ein Alphacool Anti-Streßball und eine große Mausmatte mit Alphacool Logo im Karton.
Darüber habe ich mich sehr gefreut, auch wenn es vermutlich nicht zum normalen Lieferumfang der AiO gehört.
Die Eisbär Aurora selbst kommt in einem recht voluminösen Karton, da die einzelnen Komponenten darin sicher und stoßgeschützt in einer Pappform lagern
Ersteindruck
Die Eisbär Aurora wirkt gut verarbeitet und hochwertig. Keine scharfen Stanzkanten an den Montagerahmen, die Lamellen am Radiator sind alle einwandfrei in Ordnung.
Der CPU Sockel besteht aus vernickeltem Kupfer. Am CPU Block befindet sich ein Refill-Ventil. Die Schläuche sind relativ dick und nicht gesleeved, dafür aber verhältnismäßig weich und flexibel. Einer der Schläuche ist mit einem Erweiterungs-Schnellverschluss versehen. Eine der Besonderheiten der Alphacool Eisbär Serie ist ja, dass sie erweiterbar ist – in den Kreislauf lassen sich auch noch Grafikkartenkühlkörper oder andere Komponenten einfügen.
Der Radiator misst stolze 390 x 120 x 25 mm, Alphacool setzt hier zur Kühlung ebenfalls auf Kupfer und nicht auf Aluminium – ein wichtiges Detail, will man den Kreislauf erweitern, denn die beiden Metalle sollte man nicht mischen.
Montage
Die Alphacool Eisbär Aurora unterstützt eine Vielzahl an Sockeln, auch der aktuelle Sockel 1700 von Intel wird bereits nativ unterstützt. Das Montagematerial für die verschiedenen Typen ist in separaten Plastikbeuteln verpackt, so dass man immer gleich die passenden Teile für das eigene System zur Hand hat.
Das grundsätzliche Prinzip ist bei allen Sockeln gleich: Zwei Klammern werden mit gefederten Schrauben versehen und am CPU Block aufgesteckt. Je nach Sockel wird eine mit gelieferte Backplate verwendet oder die originale Backplate des Sockels, so z.B. bei AM4. Auf diese Backplate wird dann der CPU Block aufgesetzt.
Das gestaltet sich leider vor allem beim Intel unnötig schwierig. Die Backplate verfügt über keine Einstellmöglichkeiten, welchen Sockeltyp man verwendet sondern die Gewinde sind beweglich in Schienen gelagert. Dadurch ist es leider einige Fummelei, bis die Backplate richtig an der Rückwand des Boards sitzt und man den CPU Block von vorne dagegen setzen kann.
Was auch nicht optimal ist, ist, dass die Schlauchanschlüsse am CPU Block oftmals den ersten RAM Slot blockieren. Natürlich kann man den Block um 90° drehen, aber dann steht das Logo nicht mehr aufrecht.
Lautstärke
Die Kühllösungen von Alphacool stehen ja samt und sonders im Ruf, auch höchsten Ansprüchen zu genügen. Der Aurora 360LT hat Alphacool zudem eine neue Pumpentechnik spendiert, die leiser und laufruhiger sein soll.
Die mitgelieferten Lüfter sind über PWM Signal von 0 rpm bis ca. 2800 rpm regelbar. Gerade in den oberen Drehzahlbereichen werden sie aber unangenehm laut.
| %PWM | Drehzahl | Lautstärke |
|
| rpm | dB |
Lüfter | 0% | 0 | 11,1 |
| 20% | 790 | 11,8 |
| 40% | 1450 | 18,1 |
| 60% | 2000 | 25,6 |
| 80% | 2330 | 30,6 |
| 100% | 2780 | 34,3 |
Die Lautstärke wurde über ein hochempfindliches Instrumentenmikrofon aus 50cm Abstand gemessen. Als Vergleichswert entsprechen 10 dB einem komplett stillen Raum ohne besondere Schalldämmungsvorrichtungen. 20dB sind vernehmbares Atmen, 30 dB dagegen schon störendes Surren/Rauschen.
Die Alphacool ist damit um einiges lauter als die bisher verbaute Arctic Liquid Freezer II 360, die bei Lüfterdrehzahlen von 0 bis 1800 rpm selbst bei maximaler Drehzahl unter 20 dB bleibt. Im Gegensatz zur unhörbaren Arctic Pumpe ist die Aurora Pumpe auch (sehr) leise zu hören im Betrieb, wenn die Lüfter nicht drehen.
Kühlleistung
Getestet wurde die Kühlleistung bei fest eingestellter Drehzahl der Lüfter auf einem Intel i5 10600K im Standardtakt und jeweils mit All-Core OC auf 4,7 und 4,9 GHz. Raumtemperatur ca. 22°C, vor dem Test wurde die CPU für 5 Minuten mit dem Prime95 Torture Test gestresst und dann wieder auf Idle Temperatur abfallen gelassen. Jede Temperaturmessung erfolgte nach 5 Minuten Testbetrieb.
Testsystem A:
– MSI MPG Z590 Gaming Force
– Intel i5 10600KF
– G.Skill Aegis DIMM DDR4-3000 16 GB F4-3000C16
– Samsung 970 Evo m.2 SSD
– EVGA RTX 2070 Super XC Ultra
– DeepCool DQ-750-M-V2L
Idle | Prime95 Torture 4.5GHz | Prime95 Torture 4.7GHz | Prime95 Torture 4.9GHz | ||||
%PWM | Ø CPU °C | max. CPU °C | Ø CPU °C | max. CPU °C | Ø CPU °C | max. CPU °C | Ø CPU °C |
0% | 32 | 72 | 62 | 75 | 62 | 78 | 65 |
20% | 30 | 65 | 58 | 66 | 58 | 69 | 57 |
40% | 28 | 63 | 56 | 64 | 55 | 62 | 55 |
60% | 27 | 62 | 56 |
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80% | 27 | 61 | 55 |
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100% | 27 | 60 | 55 |
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Positiv hervorzuheben ist, dass die Temperaturen der CPU auch bei niedrigen Drehzahlen und sogar im halbpassiven Modus (nur Pumpe, Lüfter auf 0rpm) vollständig im grünen Bereich der CPU bleiben. Unter 80°C ist für den Intel völlig ok, hier beginnt noch keinerlei Thermal Throttling.
Größere Hitzköpfe als der 10600K dürften diese Marke allerdings leicht knacken – da helfen dann höhere Drehzahlen, die aber zu entsprechender Geräuschkulisse führen.
Ein Testsystem mit Ryzen 5 3600 zeigt sehr ähnliche Ergebnisse.
Testsystem A:
Eisbär Aurora LT360 Ryzen 5 3600 | Idle | Prime95 Torture | |
%PWM | Ø CPU °C | max. CPU °C | Ø CPU °C |
0% | 36,4 | 78,6 | 67,8 |
40% | 34,2 | 71 | 65,3 |
100% | 33,1 | 69,8 | 64,3 |
Das sind durchweg gute Werte, aber kein wirklich herausragendes Ergebnis.
Die Arctic Liquid Freezer II 360 unterbietet diese Temperaturen jeweils um ein paar Grad – und ist dabei leiser im Betrieb.
(i5 10600K nach den o.g. Testverfahren)
Arctic | Idle | Prime95 Torture 4.5GHz | |
%PWM | Ø CPU °C | max. CPU °C | Ø CPU °C |
0% | 31 | 67 | 59 |
20% | 28 | 60 | 53 |
40% | 27 | 56 | 50 |
60% | 27 | 55 | 49 |
80% | 26 | 54 | 49 |
100% | 26 | 53 | 48 |
Testbetrieb
Rein optisch macht die Eisbär Aurora einen großartigen Eindruck. Das ARGB Logo am CPU Block ist ein Blickfänger und die ARGB Lüfter sind nahezu vollständig illuminiert. Im normalen Betrieb ohne minutenlangen CPU-Torture drehen die Lüfter mit einer entspannt eingestellten Lüfterkurve auch so gut wie immer im kaum wahrnehmbaren Bereich.
Fazit
Die Alphacool Eisbär Aurora LT360 lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück.
Zum einen sieht sie (persönliche Meinung) wirklich gut aus und macht insgesamt einen hochqualitativen Eindruck.
Die Erweiterbarkeit des Kühlkreislaufs ist ein absoluter Pluspunkt. Die Kühlleistung ist gut, wenn auch nicht herausragend. Aber für den normalen Gebrauch bietet die Aurora mehr als ausreichend Reserve.
Lediglich die Lautstärke der Lüfter bei hoher Drehzahl trübt das Bild.
Und – auch wenn man die AiO ja nicht dauernd ab- und wieder aufmontiert – könnte die Installation gerade für Leute, die nicht jeden Tag einen PC zerlegen und zusammenbauen, noch etwas einfacher gehalten sein.
Alles in allem ist die Eisbär Aurora LT360 eine tolle AiO.
Mit ca. 150 € ist sie allerdings auch kein unbedingtes Schnäppchen. Wer aber unbedingt eine erweiterbare AiO Lösung sucht oder schlicht besonderes Gefallen an der Optik der Aurora findet, macht hier in jedem Fall nichts verkehrt.